Die acht Spiele lange Siegesserie des SC Paderborn 07 ist zu Ende. Am Samstagabend unterlag der Tabellenführer im heimischen Benteler-Arena in Paderborn mit 0:2 gegen Hannover 96. Beide Tore erzielte der finnische Stürmer Benjamin Källman – in der 20. und 36. Minute. Vor 15.000 Zuschauern, die bis zur letzten Minute hofften, endete eine Phase, die Paderborn als die stärkste der Saison bezeichnete. Doch auch Verluste gehören zum Fußball. Und manchmal zeigt ein Niederlage mehr als zehn Siege.
Ein Tor nach dem anderen – Hannover war präziser
Paderborn kam mit dem Selbstvertrauen eines Teams ins Spiel, das seit acht Spielen ungeschlagen war – und seit drei Monaten nicht mehr verloren hatte. Doch das Spiel begann nicht wie erwartet. Statt Druck aufzubauen, stand die Mannschaft von Trainer Ralf Kettemann zu oft auf dem falschen Fuß. In der 20. Minute nutzte Källman einen langen Ball von Hannovers Abwehr, drehte sich im Strafraum wie ein Tänzer – und traf aus fast unmöglicher Position. Der Ball prallte vom Pfosten ab, doch Källman war schneller als der Paderborner Torhüter. Kein Glück, sondern Klasse.16 Minuten später wiederholte er es. Ein verwirrter Abwehrwall, ein ungenauer Pass, und Källman stand allein vor dem Tor. Diesmal war es kein Zufall, sondern Konsequenz. Hannover hatte in der ersten Halbzeit nur drei Schüsse, aber zwei davon trafen. Paderborn dagegen hatte sieben, doch keiner kam wirklich gefährlich ins Tor. Die Zuschauer wurden still. Es war, als hätte jemand den Sound abgedreht.
"Heute hat es nicht gereicht" – Kettemanns ehrliche Bilanz
Nach dem Abpfiff blieb Ralf Kettemann ruhig. Keine Ausreden. Keine Schuldzuweisungen. "Der Einsatz war vorhanden, heute hat es aber nicht gereicht. Trotzdem haben wir Mut bewiesen und nach vorne gespielt. Das war heute ein toller Tag, um zu lernen", sagte er. Diese Worte klangen nicht wie die eines Mannes, der enttäuscht ist. Sondern wie die eines Trainers, der weiß: Siegesserien sind nicht ewig. Und dass ein Team wächst, wenn es verliert – und nicht nur wenn es gewinnt.Seine Spieler stimmten zu. Mittelfeldspieler Julian Curda sprach von einer "harten Lektion": "In der zweiten Hälfte haben wir alles nach vorne geworfen, aber heute sollte es nicht sein. Jetzt fahren wir mit großer Vorfreude zu Schalke 04, das wird ein wichtiges Spiel." Verteidiger Maximilian Götze ergänzte: "Eigentlich haben wir mit Ball ein gutes Spiel gehabt. Bei den Gegentoren waren wir heute nicht voll da. Es gehört dazu, auch mal wieder ein Spiel zu verlieren." Keine Enttäuschung, sondern Akzeptanz. Das ist Führung.
Hannover 96: Der Aufstiegskampf lebt wieder
Für Hannover 96 war das mehr als ein Sieg. Es war eine Befreiung. Zuvor hatten die Niedersachsen nur einen Sieg aus den letzten sechs Spielen geholt – und waren in der Tabelle abgerutscht. Doch jetzt, mit drei Punkten, kletterten sie auf Platz drei und haben erstmals seit Wochen wieder Abstand zum Abstiegsplatz. Trainer Daniel Scherning, der in der NW-Zeitung als "Titz" bezeichnet wird, sagte: "Wir haben ein gutes Spiel gesehen. Beide Mannschaften haben mit hoher Intensität gespielt. Die Basis war heute, dass wir konzentriert und klar verteidigt haben. Und dann haben wir die Chancen genutzt. Das ist der Unterschied."Einmal mehr zeigte sich: In der 2. Bundesliga zählt nicht, wer mehr Ballbesitz hat. Sondern wer am Ende die Tore macht. Und wer nicht zittert, wenn es eng wird.
Tabellenführung trotz Niederlage – warum das kein Widerspruch ist
Dass Paderborn trotz der Niederlage weiterhin an der Tabellenspitze steht, ist kein Zufall. Schalke 04 spielte zeitgleich 0:0 gegen Preußen Münster und bleibt mit 28 Punkten auf Platz zwei. Paderborn hat also weiterhin einen Punkt Vorsprung – und damit die Kontrolle über den Aufstiegsweg. Doch der Druck wächst. Denn Hannover ist jetzt nur noch fünf Punkte entfernt. Und mit drei Spielen in der Hand, die noch ausstehen, könnte sich die Lage schnell ändern.Die Tabelle ist kein Spiegel der Leistung – aber sie ist ein Spiegel der Konstanz. Und Paderborn war die letzten Wochen konstant. Jetzt muss es zeigen, ob es auch nach einer Niederlage noch konstant bleibt.
Was kommt als Nächstes? Schalke 04 – das echte Testspiel
Der nächste Gegner ist kein gewöhnlicher Gegner. Am kommenden Samstag reist Paderborn nach Gelsenkirchen, um bei Schalke 04 anzutreten. Ein Spiel, das fast als Endspiel des Aufstiegsrennens gilt. Schalke ist stark, motiviert und hat in der letzten Saison Paderborn zweimal besiegt. "Ein wichtiges Spiel", sagt Curda – und er meint es ernst.Hannover 96 dagegen empfängt Preußen Münster. Ein Spiel, das sie als "Sicherheitspunkt" betrachten. Doch mit dem Sieg gegen Paderborn haben sie die Selbstsicherheit zurückgewonnen. Und das ist im Fußball oft wichtiger als drei Punkte.
Historischer Kontext: Wann verlor Paderborn zuletzt?
Die letzte Niederlage von Paderborn datiert vom 21. Dezember 2024 – gegen den SV Meppen. Seitdem: acht Siege, ein Unentschieden. Eine Serie, die in der 2. Bundesliga seit 2017 nicht mehr erreicht wurde. Doch solche Serien haben eine Eigenschaft: Sie enden immer. Und oft genau dann, wenn man am wenigsten damit rechnet.Was bleibt, ist die Erkenntnis: Ein Team, das nur gewinnt, lernt nicht. Ein Team, das auch verliert, wird stark. Paderborn hat jetzt die Chance, aus dieser Niederlage mehr zu machen als aus acht Siegen.
Frequently Asked Questions
Warum behält Paderborn trotz der Niederlage die Tabellenführung?
Weil Schalke 04 am selben Spieltag nur ein 0:0 gegen Preußen Münster erreichte und somit auf 28 Punkte blieb, während Paderborn mit 29 Punkten weiterhin führt. In der 2. Bundesliga zählt nicht nur das eigene Ergebnis, sondern auch das der Konkurrenten – und das hat Paderborn heute überlebt.
Wie wichtig war der Sieg für Hannover 96 im Aufstiegskampf?
Sehr wichtig. Hannover stand vor dem Spiel auf Platz fünf mit nur 21 Punkten und hatte nur einen Sieg in sechs Spielen. Mit dem 2:0 gegen den Tabellenführer kletterte das Team auf Platz drei (24 Punkte) und hat erstmals wieder Abstand zum Abstiegsplatz. Der Sieg ist ein Signal: Der Aufstiegskampf ist wieder offen.
Warum spielte Paderborn so passiv in der zweiten Halbzeit?
Das war kein Passivität, sondern Verzweiflung. Nach der 0:2-Pause war der Druck enorm. Paderborn warf alles nach vorne – doch die Abwehr von Hannover stand diszipliniert. Die Chancen waren da, aber die Präzision fehlte. Zwei Dribblings zu viel, ein Pass zu spät – das reicht in der 2. Bundesliga nicht.
Wie hat sich die Mannschaftsleistung von Paderborn im Vergleich zu den vorherigen Siegen verändert?
In den vorherigen Siegen spielte Paderborn oft mit weniger Ballbesitz, aber höherer Effizienz. Gegen Hannover hatte es mehr Ball, aber weniger Gefahr. Die Defensivorganisation war an diesem Tag nicht so stabil wie sonst – und das war der entscheidende Fehler. Die Siegesserie war auf Disziplin gebaut. Heute fehlte sie.
Was bedeutet das Ergebnis für die Trainer der beiden Vereine?
Für Ralf Kettemann ist es ein Beweis, dass er mit seiner Mannschaft auch durch Niederlagen führen kann – und nicht nur durch Siege. Für Daniel Scherning ist es die Bestätigung, dass seine Defensive funktioniert. Beide Trainer haben jetzt mehr Vertrauen – einer in der Ruhe, der andere in der Konsequenz.
Wird Paderborn noch Meister?
Noch ist alles möglich. Mit 29 Punkten und einem Punkt Vorsprung auf Schalke hat Paderborn die besten Chancen. Aber der Weg führt jetzt durch Gelsenkirchen, Münster und Kiel – und nicht mehr nur durch Heimspiele. Ein Sieg gegen Schalke wäre der nächste Schritt. Ein Unentschieden könnte den Druck unerträglich machen.